Im zweiten Teil unser Kurzwaffen-Serie geht es um die Frage, wie sinnvoll der Kurzwaffeneinsatz bei Nachsuchen unter Sicherheitsaspekten ist.
Kurzwaffen sind ein wichtiges Werkzeug in der Hand des Jägers. In der richtigen Situation eingesetzt und mit den dafür erforderlichen schießtechnischen Fähigkeiten kann dieser Waffentyp wertvolle Dienste leisten. Doch wie sieht es mit dem Einsatz von Kurzwaffen bei Nachsuchen aus? Im ersten Teil wurde aufgezeigt, dass Kurzwaffen wg. der relativ schwachen Geschossenergie für typische Nachsuchensituationen (Wild in Bewegung, Schussdistanz 10 m – 30 m) nicht geeignet sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Kurzwaffeneinsatz ist die Sicherheit. Aufgrund der Lauflänge und der Handhabung genügen bei einer Kurzwaffe kleine Bewegungen des Handgelenks, um dem Geschoss eine völlig andere Richtung zu geben. Bei Schüssen auf den Kopf besteht zudem ein erhöhtes Risiko von Querschlägern, je nachdem, auf welche Knochenstrukturen das Geschoss trifft. Die Problematik mit Querschlägern bei Knochentreffern gibt es allerdings auch bei der Langwaffe. Ob es Unteschiede im Risiko von Querschlägern zwischen Lang- und Kurzwaffe gibt, müsste erst untersucht werden.
Ein Vorteil der Kurzwaffe ist die bessere Beweglichkeit in beengten Situation (z. B. im dichten Bewuchs). Dieses gerne bei Diskussionen pro Kurzwaffe bei Nachsuchen eingesetzte Argument geht allerdings von einem Szenario aus, das in der Praxis sehr unwahrscheinlich ist. Den Vorteil der besseren Beweglichkeit könnte die Kurzwaffe nur ausspielen, wenn man bei Nachsuchen mit schussbereiter Kurzwaffe in der Hand durch die Dickungen kriechen würde. Dann hätte man tatsächlich bei einem plötzlichen Angriff eine bessere Abwehrchance. Das allerdings verbunden mit einem erheblichen Sicherheitsrisiko für Hund und Umfeld.
Aber – in der Praxis kriecht man normalerweise nicht mit der Waffe in der Hand hinter dem Hund her. Man sollte sich deshalb darüber im Klaren sein, dass man bei einem Überraschungsangriff zunächst keine Chance auf Abwehr hat, ganz gleich, ob man Lang- oder Kurzwaffe mitführt.
In punkto Sicherheit gibt es bei Nachsuchen keine wirklich relevanten Unterschiede zwischen Kurz- und Langwaffe. Die Schussabgabe ist immer ein Vorgang, der mit vielen Gefahren verbunden ist und, besonders unter Zeitdruck, wohlüberlegt sein muss.